Gerade eben hat der Internet AK Nackenheim seine Stellungnahme zur Kritik der Bodenheimer FWG an den Nackenheimer Gemeinderatsbeschlüssen veröffentlicht. Bemerkenswert hier ist das auch die Nackenheimer FWG deutliche Worte für ihre Bodenheimer Kollegen findet.
Der Vorsitzende des Internet AK Nackenheim, Jan-Peter Koopmann zeigt sich überrascht von der Kritik der Bodenheimer FWG. „Beide uns vorliegende Angebote (EWR und Deutschen Telekom) versprechen einen Ausbau auf Basis von VDSL Technologie inkl. VDSL Vectoring, sobald die letzten rechtlichen Hürden für diese Technologie genommen sind. In beiden Fällen werden für die sogenannte letzte Meile die Telefonleitungen der Telekom verwendet. Es ist für uns nicht zu erkennen, inwiefern der geplante Ausbau weniger Internetbandbreite erreichen sollte, als das Angebot der EWR.“ Zwar bietet EWR grundsätzlich die Option auf eine FTTH (Fibre to the Home) Anbindung, aufgrund der größtenteils nicht vorhandenen Hausanschlüsse käme diese theoretische und vertraglich nicht zugesicherte Option jedoch wenn überhaupt nur Neubauten und wenigen Haushalten in Nackenheim zugute.
Der Internet AK Nackenheim hat beide Angebote sowohl technisch als auch aus Sicht der Nackenheimer Einwohner verglichen und dies öffentlich vorgestellt. Da beide Angebote mittelfristig, d.h. auf mindestens 10 Jahre gesehen, technisch äquivalent sind, gaben die Verbraucherkriterien den Ausschlag.
Das Angebot der Telekom konnte in Produktpreisen, Bündelung von Angeboten und Diskriminierungsfreiheit Punkte sammeln. Kommerziell betrachtet sind die Angebote der Telekom günstiger (z.B. VDSL unrabattiert ab 39,95 EUR statt 60,95 EUR). Zudem bietet die Telekom derzeit mit Entertain ein echtes Triple Play Angebot. Wenn man berücksichtigt, dass die Telekom im Gegensatz zur EWR gezwungen ist, ihre Angebote auch Drittanbietern zur Verfügung zu stellen und wenn man deren Angebote mit in den Vergleich einbezieht, klafft die kommerzielle Schere noch weiter auseinander. „Die Bürger haben in der von uns durchgeführten Bürgerbefragung klar kommuniziert, dass Internet für sie ein preissensitives Thema ist und schon 5 EUR zusätzlich pro Monat eine potentielle Hürde darstellt. Angesichts der derzeitigen Preisstruktur führte kein Weg an der von uns gemachten Empfehlung vorbei“.
Koopmann weiter: „Uns ist unklar, inwiefern die Entscheidung für oder gegen EWR in Nackenheim den Ausbau in Bodenheim beeinflussen soll.“ Ein Ausbau der DSLAMs und die damit verbundenen potentiellen Tiefbauarbeiten innerhalb von Bodenheim sind unabhängig von etwaigen Ausbaumaßnahmen in Nackenheim. Die Anbindung an das EWR Glasfasernetz erfolgt in Rheinhessen in der Regel über die vom EWR betriebenen Mittelspannungsleitungen und damit ebenfalls unabhängig von Nackenheim. Eine wie auch immer geartete kommerzielle oder technische Abhängigkeit zwischen den Maßnahmen in Nackenheim und Bodenheim war auch zu keinem Zeitpunkt in den Vertragsverhandlungen angedeutet.
„Die Äußerungen der FWG Bodenheim legen nahe, dass die Ortsgemeinde Nackenheim keine Zusammenarbeit mit der EWR AG wünscht oder diese sogar aktiv behindert. Das Gegenteil ist der Fall.“, beteuert Koopmann. „Aus unserer Sicht erhält die EWR AG durch die notwendigen Tiefbauarbeiten eine kostengünstige oder sogar kostenneutrale Möglichkeit, ebenfalls Leerrohre im Rahmen der bestehenden Wegerechte zu verlegen. Wir sind froh über jeden Anbieter, der die Nackenheimer Bürger mit Internet versorgen möchte, und der Internet AK wird die EWR AG selbstverständlich in diesen Bestrebungen unterstützen“.
Peter Stey vom Internet AK Nackenheim verteidigt den Entscheidungsfindungsprozess: „Für den Internet AK Nackenheim bedeutet Governance die Beteiligung aller Sektoren (Staat, Privatwirtschaft, Interessenvertretungen) an einer Entscheidung. Die 4 Prinzipien von Governance (Rechenschaftspflicht, Verantwortlichkeit, Offenheit und Transparenz von Strukturen bzw. Prozessen, sowie Fairness) wurden in jeder Phase des Entscheidungsprozesses eingehalten.“ Koopmann ergänzt: „Wenn die FWG Bodenheim ihren Wunsch nach mehr Governance so verstanden haben möchte, dass die Verbandsgemeinde die objektiv für die Nackenheimer Bürger günstigere Lösung ohne nachvollziehbaren Grund hätte boykottieren sollen, vermag ich den geforderten ‚Blick für alle Gemeinden‘ nicht zu erkennen.“
Verwundert zeigt sich auch René Adler, ebenfalls Mitglied des AK Internet und Fraktionsmitglied der Nackenheimer FWG: „Ich hätte mir sehr gewünscht, wenn sich die Bodenheimer Kollegen zunächst mit uns bzw. mit dem AK Internet in Verbindung gesetzt hätten. Die Entscheidungsfindung des AK Internet und die daraus resultierende Entscheidung pro Telekom wurden den Ausschüssen, dem Rat und nicht zuletzt den Bürgern bei der letzten Ratssitzung nachvollziehbar und transparent präsentiert. Die offene und professionelle Kommunikation des AK Internet wurde von allen Beteiligten sehr gelobt, die Bewertungskriterien wurden für alle nachvollziehbar gegenübergestellt. Anhand dieser Bewertungsmatrix wurde eine Entscheidung für die Verbraucher- für die Bürger von Nackenheim getroffen.
Der Internet AK Nackenheim nimmt mit Freude zur Kenntnis, dass nunmehr auch die FWG in Bodenheim für schnelles Internet in Rheinhessen eintritt und bietet der FWG Bodenheim sowie jeder anderen Interessengruppe in der Verbandsgemeinde an, die bereits veröffentlichten Materialien zur Entscheidung in Nackenheim vorzustellen, zu diskutieren und auch bei der Durchführung einer eigenen Bürgerbefragung in Bodenheim zu unterstützen.